Schwäbisch für Anfänger (Teil 1): Dein Crashkurs für den Besuch im Schwabenländle
Kennst du die kleinen Servietten im griechischen oder italienischen Restaurant, auf denen die wichtigsten Begriffe der jeweiligen Landessprache stehen? Genau so etwas bräuchte der ein oder andere Tourist ebenfalls, der sich in unser wunderschönes Schwabenland begibt. So ehrlich sind wir: Schwäbisch zu verstehen, ist manchmal ganz schön knifflig. Vor allem wenn Oma Rosa oder Opa Herbert ihren Dialekt präsentieren. Hier kommt also für dich: Schwäbisch für Anfänger!
Wo spricht man überhaupt Schwäbisch?
Viele denken bei Schwäbisch für Anfänger sofort an Stuttgart. Liegt nahe – schließlich sitzen neben dem aktuellen Landesvater Winfried Kretschmann noch tausende weitere, echte Schwaben in der Landeshauptstadt.
Die Sprachgrenze des Schwäbischen verläuft grob entlang einer Linie, so will es die Geschichte Schwabens:
- Heilbronn
- Ulm
- Bodensee
Westlich davon wird Badisch gesprochen, südlich schwätzt man eher Alemannisch. Und östlich? Da wird’s schnell bayerisch.
Und, klar: Schwäbisch ist nicht gleich Schwäbisch. In Stuttgart wird anders geschwätzt als in Balingen, auf der schwäbischen Alb anders als in Hohenlohe. Wenig verwunderlich konzentrieren wir uns hier auf den oberschwäbischen Dialekt, den du so in leichten Abwandlungen zwischen Bodensee, Stuttgart und Allgäu hörst – in Oberschwaben halt. Lega mr los, odr?
Schwäbisch-Crashkurs: Die Basics
Bevor wir dir ein paar Begriffe mit auf den Weg geben, einige grundsätzliche Dinge, die du über unsere schönen Dialekt und unser gesprochenes Kulturgut wissen solltest:
- Schwäbisch ist kein Hochdeutsch mit Akzent. Es ist ein eigenständiger Dialekt mit (zugegeben teils sehr interessanter) eigener Grammatik und einem wie wir finden liebevollen und interessanten Wortschatz.
- Endungen sind bei uns nicht gern gesehen. Das bekannte schwäbische Sprichwort „Schaffa, schaffa, Heisle baua“ steht für den Arbeitswillen der Schwaben und zeigt gleichzeitig auch, dass Wortendungen gerne mal abgekürzt werden. Aus „schaffen“ wird „schaffa“, aus „holen“ „holla“ und so weiter.
- Diminutive – oder verständlicher ausgedrückt: Verniedlichungen. Aus einem Baby wird ein „Butzale“, aus der Katze das „Kätzle“. Und aus einem Erwachsenen Schwabenpower wir das "Schwabenpowerle". Je mehr „-le“, desto schwäbischer.
- Der Ton macht die Musik. Manchmal klingt Schwäbisch für Außenstehende etwas hart. Aber keine Sorge – das klingt nur so. Außer jemand wirft dir ein „Du bisch jo it ganz bacha!“ (Du bist ja nicht ganz bei Trost) an den Kopf, dann ist es vielleicht nicht ganz so nett gemeint.
Apropos typisch Schwäbisch: Falls du irgendwo „Nix gsagt isch globt gnuag“ hörst, trifft das den Nagel ganz gut auf den Kopf. Der Schwabe hat einen tollen Dialekt, setzt ihn hier und da aber eher sparsam ein und demonstriert Zurückhaltung…
32+ Schwäbische Wörter und Begriffe, die du kennen musst
Jetzt wird’s ernst – oder besser gesagt: schwäbisch! Hier kommt dein ganz persönlicher Sprachführer für den nächsten Besuch im Schwabenpower-Laden, auf einem Heimat- oder Feuerwehrfest bei Spätzle und Soß oder für das kurze „Schwätzle“ im Biergarten.
- Äbbes / ebbes – irgendwas
- Ade – Tschüss, Auf Wiedersehen
- Babbadeggl – Bierdeckel
- Boiz – Kneipe, Bar
- Bressiera / brässiera – es eilig haben
- Brezga – Plural der leckeren Brezeln
- Bruddla / Goscha – nörgeln, sich beschweren
- Butzale – kleines Baby oder Kleinkind
- Dappig – tollpatschig, unbeholfen
- Fiedla – Hintern
- Freile – selbstverständlich (fast schon Bayrisch)
- Glomp – oft anderes Wort für Gruscht, also unbrauchbares Zeug
- Griaß de / Griiß Gott – Standardbegrüßung, funktioniert zu jeder Tageszeit
- Gsälz – Marmelade, gehört zur schwäbischen Küche
- Gugga – schauen, aber auch Tüte
- Gutsle / Bretle – Plätzchen
- Häddale – kleine, schmächtige Person
- Heida Bim Bam / Heidanei – wörtliche Übersetzung schwierig, Ausruf des Erstaunens
- Heiligs Blechle – Ausruf des Erstaunens oder Entsetzens, wörtliche Übersetzung: schwierig
- Henda / dieba / donda / doba – hinten / drüben / unten / oben
- Hockete – Straßenfest, gern von Feuerwehr oder anderem lokalen Verein veranstaltet
- Käpsele – intelligenter Mensch
- Kruscht / Gruscht – Kleinkram, Zeug
- Moschd – Apfelwein, gibt’s nicht nur an der Mosel, sondern auch im Schwabenländle
- Muggabätschr / Bätschr – Fliegenklatsche
- Muggaseggele – ein kleines bisschen, die kleinste schwäbische Maßeinheit
- Net / it – nicht
- Schlotza – wörtlich „lecken“, oft im Zusammenhang mit Eis verwendet
- Teppich – Spezialfall: gerne auch für den hochdeutschen Begriff Sofadecke verwendet
- Waidag – wörtlich „Schuft“, jemand, der ganz Unerhörtes tut…
- Wegga – wörtlich Wecken, hochdeutsch Brötchen, bayrisch Semmel oder auch als Schrippe bekannt
- Ziggrle – Bonbon
Mit diesem Repertoire an Vokabeln bist du auf jeden Fall nicht mehr hilflos unterwegs im Schwabenländle. Du „vrschtohsch bloß Bahnhof“? Kein Problem. Ein freundliches Nicken, ein „Jo jo, ha auf jeden Fall, i denk au“ sorgt für breite Zustimmung!
Fazit: Schwäbisch für Anfänger ist nicht einfach, aber „ma kommt nei in d’Schua“
Und, schon alles verinnerlicht? Schwäbisch für Anfänger ist gerade für die berühmten „Zuzogene“ (also diejenigen, die von woanders ins Schwabenland gekommen sind) manchmal etwas schwierig. Nach ein paar Gesprächen und Dorffesten kommst du aber sich „nei in d’Schua“. Noch so ein schwäbisches Sprichwort, von denen es auch jede Menge gibt und die mal leichter, mal schwieriger verständlich sind.
In unserem Schwabenpower-Onlineshop machen wir es dir als Nicht-Schwabe einfach und belassen es beim Hochdeutschen. Kommst du allerdings in unser Ladengeschäft im schönen Klosterort Zwiefalten, können wir nicht garantieren, dass das ein oder andere Wort aus der Liste oben fällt…
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