Geschichte der nachhaltigen Mode in Deutschland
„Früher war alles besser!“ Den Satz hast du vermutlich auch schon einmal gehört. In der Geschichte der Mode trifft das vermutlich sogar auf einen bestimmten Zeitraum zu, schließlich gibt es wenig überraschend auch eine Zeit vor industrieller Großfertigung. Seitdem hat sich viel getan. Doch wie sieht die Geschichte der nachhaltigen Mode in Deutschland aus?
Es war einmal: Die Geschichte der Fast Fashion
Bevor Kleidung im großen Stil industriell gefertigt wurde, war jedes Kleidungsstück auch ein Lieblingsstück – oder zumindest die meisten. Echte Handarbeit, natürliche Materialien wie Wolle, Leinen und Baumwolle, regional produziert, kurze Wege. Es ging eben nicht anders.
Erst mit der Industrialisierung gerät dieser Ansatz ins Hintertreffen. Fast Fashion erblickt in den 1980er‑Jahren das Licht der profitorientierten Vorstandsetagen großer Bekleidungskonzerne. Mit immer schnelleren Produktionszyklen und dem massenhaften Einsatz günstiger synthetischer Fasern beginnen Marken in dieser Zeit, Kollektionen kopieren, in niedriger Qualität neu auflegen – und das zu äußerst günstigen Preisen. Faire Arbeitsbedingungen? Nicht so wichtig. Das Ergebnis sind viele Produkte für den Markt und immer kürzere Lebenszyklen, Kleidung wird schnelllebig und als Wegwerfprodukt betrachtet.
Im neuen Jahrtausend wird dieser Trend durch weitere Faktoren beschleunigt:
- Digitalisierung
- globale Lieferketten
- Social‑Media‑Hype
- ständige Verfügbarkeit
Gerade in den Anfangszeiten wird Fast Fashion oft als Demokratisierung der Mode gefeiert, doch der Preis dafür – Umweltschäden, Verschwendung, Ausbeutung – ist ein hoher, der schon bald Diskussionsbestandteil wird und den Stein ins Rollen bringt, mit dem die Geschichte der nachhaltigen Mode in Deutschland beginnt.
Geschichte der nachhaltigen Mode in Deutschland
Wie immer gilt auch hier: Es gibt keine wie an der Schnur gezogene historische Einordnung, wann Unternehmen X oder Person Y auf die Idee gekommen ist, (wieder) nachhaltig Mode zu produzieren. Aber: Die ersten Anfänge lassen sich sogar noch vor dem Massenboom von Fast Fashion beobachten.
1960er und 1970er: Nachhaltige Mode noch vor Fast Fashion
Mit der Hippie-Bewegung in den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt bereits ein Umdenken, noch bevor flächenmäßig Produktionsstandorte für Billigkleidung aus dem Boden sprießen.
Naturtextilien wie Leinen, Baumwolle und Hanf werden wieder populär und das Konzept „Second‑Hand statt neu“ nimmt Fahrt auf. Bereits damals regt sich ein Frühbewusstsein für ökologische Materialien und Kreislaufgedanken. Hippies eben!
1980er und 1990er: Fair Fashion als Anti-Entwurf zur aufkeimenden Fast Fashion
In den 80ern und 90ern werden die ersten Labels aktiv, die sich als Gegenentwurf zur aufkeimenden Fast Fashion sehen. Ihr Ziel ist es, nachhaltig und fair zu produzieren. Internationale Marken wie Patagonia und Esprit bringen Kollektionen auf den Markt, die ökologische und soziale Standards beherzigen. Heute sind diese Modemarken etabliert, damals ein Geheimtipp.
Auch in Deutschland tut sich was. Einige ganz frühe Pioniere nachhaltiger Mode sind zu dieser Zeit:
- LANA Organic (gegründet 1987): Das Label wird von Anne Claßen-Kohnen mit der tiefen Überzeugung gegründet, dass Nachhaltigkeit eine Notwendigkeit und kein Trend ist. Die Marke existiert bis heute und führt ihre Gründungsphilosophie konsequent fort. Sie steht nach wie vor für feminine, langlebige Mode mit ökologischem und sozialem Anspruch.
- Mufflon (gegründet 1984): Das in Schleswig-Holstein gegründete Unternehmen spezialisiert sich in den 80er-Jahren auf hochwertige Outdoor- und Freizeitbekleidung aus gewalkter Schurwolle und produziert noch heute ausschließlich in Deutschland.
- NIX Design (gegründet Anfang der 90er): Im lebendigen Berlin der Nachwendezeit gründet Barbara Gebhardt das bis heute bestehende Label NIX Design. Das Motto „Bye bye fast Fashion - Buy conscious“ ist mehr als Programm.
Zwar sind viele mit den gleichen Zielen angetretenen Marken heute auch wieder vom Markt verschwunden. Sie alle haben aber große Pionierarbeit geleistet – unter anderem für unsere Schwabenpower-Marke.
2000er: Aus der Nische in den Fokus
Mit dem neuen Jahrtausend wandelt sich die nachhaltige Mode in Deutschland langsam von einem Geheimtipp zu einem sichtbaren Thema. Während internationale Designer wie Stella McCartney mit „veganer“ Luxusmode für Schlagzeilen sorgen, wächst in Deutschland ebenfalls das Interesse.
Neue Marken entstehen hierzulande, die Nachhaltigkeit von Anfang an in ihrer DNA tragen. Ein entscheidender Akteur ist Armedangels, das 2007 in Köln gegründet wird. Gleichzeitig entstehen die ersten reinen „Green Fashion“-Stores in deutschen Großstädten, die ausschließlich Klamotten nachhaltiger Labels anbieten.
Seit 2010: Ein Weckruf und seine Folgen
Ein tragisches Ereignis im Jahr 2013 wirkt wie ein Weckruf für die ganze Branche: Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch rüttelt Politik, Unternehmen und Verbraucher wach.
In Deutschland entsteht als direkte Reaktion darauf 2014 das Bündnis für nachhaltige Textilien. Das Ziel: Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Umweltschutz zu sorgen. Auch der Staat wird aktiv und schafft mit Portalen wie siegelklarheit.de mehr Transparenz für den Einkauf.
Heute: Nachhaltigkeit mit Stil – und vielen Siegeln
Mittlerweile tragen die Kleidungsstücke vieler deutsche Marken und Händler Siegel wie IVNbest, GOTS, Fair Wear oder Öko-Text Standard 100 – allesamt (mal mehr, mal weniger deutliche) Zeichen für nachgewiesene Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Modewelt angekommen und längst keine Nische mehr. Die Szene ist vielfältig und selbstbewusst. Einzigartig für Deutschland ist ein ganz besonderes Merkmal: 2019 startet mit dem Grünen Knopf ein staatliches Siegel, das nicht nur einzelne Produkte, sondern ganze Unternehmen auf ihre Verantwortung prüft. Gleichzeitig schieben neue Konzepte wie Slow Fashion und Circular Fashion dem schnellen Konsum einen Riegel vor.
Fazit: 100 Prozent Überzeugung bei Schwabenpower
Die Geschichte der nachhaltigen Mode in Deutschland zeigt: Es braucht Pioniergeist, Überzeugung und vor allem in den 80er und 90er-Jahren auch Durchhaltevermögen. Bei Schwabenpower stehen wir noch am Anfang von dem, was wir tun – aber sind zu 100 Prozent davon überzeugt. Kurze Wege (kennst du schon unsere 50-Kilometer-Kollektion?), natürliche Materialien, faire Bedingungen. Schau‘ doch mal vorbei!
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