Was passiert mit Klamotten im Altkleidercontainer? Von Downcycling und thermischer Verwertung
Kleidung aussortiert und in den Altkleidercontainer geworfen? Super! Meistens kommen deine alten Lieblingsstücke auch da an, wo sie dringend gebraucht werden. Leider ist das aber nicht immer der Fall. Allein in Europa fallen laut EU-Kommission jedes Jahr rund 5,8 Millionen Tonnen Textilmüll an, nur ein Bruchteil davon wird tatsächlich recycelt. Aber was passiert mit dem Rest? Hier kommt unter anderem Downcycling ins Spiel – wir zeigen dir, was das bedeutet und mit Klamotten passiert, die (wirklich) nicht mehr getragen werden.
Was passiert mit Klamotten im Altkleidercontainer?
In Deutschland etwa informiert das DRK, was denn überhaupt mit deiner alten Kleidung passiert, sobald du sie in den Altkleidercontainer geworfen hast – und das ist für den Ein oder Anderen sicher erstaunlich:
- 10 Prozent werden klassisch im Rahmen von Altkleider-Recyclings an Bedürftige weitergegeben
- 40 Prozent werden in andere Länder verkauft, viel nach Osteuropa oder in afrikanische Länder
- 40 bis 50 Prozent landen im Downcycling
- 5 bis 10 Prozent werden thermisch verwertet
Du siehst: Wirklich 1:1 werden deine Klamotten maximal in 50 Prozent der Fälle weitergegeben und nochmals getragen. Der Gedanke hinter diesen Spenden ist eher: Hauptsache, „das Alte“ wird irgendwie noch verwendet – das zumindest ist die Theorie und allemal besser als das Ende auf einem gigantischen Müllberg oder in einer Verbrennungsanlage, was eben in bis zu zehn Prozent der Fälle passiert.
Thermische Verwertung: Klingt gut, ist es aber nicht
In der Fachsprache nennt sich das Verbrennen von Klamotten „thermische Verwertung“. Ausgediente Kleidung wird in Müllverbrennungsanlagen verheizt – teils zur Energiegewinnung.
Das klingt doch nach einem sinnvollen Recycling-Ersatz, oder? Finden wir auch – bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass dem nicht der Fall ist. Denn: Bei der thermischen Verwertung gehen alle Ressourcen verloren, die mal in der Kleidung steckten: Baumwolle, Wasser, Chemikalien, Arbeitsstunden.
Besonders kritisch: Teils setzen große Modehäuser – bei Burberry wurde das etwa 2018 bekannt – gezielt auf diese Methode, um Platz für neue Kollektionen zu schaffen. Unverkaufte Ware – direkt ins Feuer. Nachhaltig ist das nicht, wirtschaftlich leider schon.
EU Green Deal als Antwort auf Wegwerfmode
Auch der EU ist diese Praxis ein Dorn im Auge. Ihre Antwort für eine nachhaltigere Zukunft ist der „Green Deal“. Ziel ist es, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Und weil Textilien einer der größten Umweltverursacher sind, steht die Branche ganz oben auf der To-do-Liste.
Ein zentraler Punkt: Die EU will verhindern, dass Kleidung verbrannt oder auf Mülldeponien gekippt wird. Stattdessen soll Recycling verpflichtend werden. Hersteller müssen künftig nachweisen, was mit unverkaufter oder zurückgegebener Kleidung passiert. Wegwerfen oder verbrennen ohne triftigen Grund ist dann verboten.
Für Fast Fashion wird das unbequem. Aus unserer Sicht ist das ein Schritt in die richtige Richtung – wir setzen bei Schwabenpower von Anfang an auf Qualität statt Quantität, regionale Produktionen und Kollektionen, die nicht nur qualitativ, sondern auch modisch langlebig sind.
Definition: Was ist Downcycling von Kleidung?
Hinter Downcycling in der Modeindustrie steckt ein einfaches Prinzip: Aus einem hochwertigen Produkt wird nach seiner Nutzung etwas Einfacheres, Minderwertigeres. Im Fall von Kleidung bedeutet das zum Beispiel:
- ein ehemals schickes T-Shirt wird zu einem Reinigungslappen
- eine alte Denim-Jacke landet als Dämmmaterial im Hausbau
- eine Jeans landet als Füllstoff in Autositzen
Aus 35 Prozent der Kleidungsstücke im Downcyclingprozess werden etwa Putzlappen. Du kannst dir das ähnlich wie im Kleinen zuhause vorstellen, wo du das alte Shirt in drei Teile reisst – nur wird das auch industriell betrieben. Dafür braucht es dann allerdings wieder viel Energie. Besser wäre es, Lieblingsstücke blieben so lange wie möglich Lieblingsstücke – und würden nicht nach kein- oder einmaligem Tragen bereits im Downcycling landen.
Nicht perfekt, aber immerhin etwas
Dieser Vorgang macht 40 bis 50 Prozent der Verwertung von Altkleidern aus. Auch wenn es nicht perfekt ist: lm Vergleich zu extremen Müllbergen auf Deponien in fremdem Ländern ist das eine gute Lösung. Downcycling ist eher ein „pragmatischer Zwischenschritt“ – einer, der Ressourcen schont und Abfall reduziert.
Statt also ein altes T-Shirt direkt in die Tonne zu werfen, wird es im besten Fall noch einmal weiterverwendet. Zwar nicht als Shirt oder via Upcycling als Shopper-Tasche oder Ähnliches, aber vielleicht als Lappen. Immerhin – das verlängert seinen Lebenszyklus.
Fazit: Upcycling statt Downcycling
Es ist spannend zu sehen, wo unsere Kleidungsstücke landen, nachdem wir sie in den Altkleidercontainer geworfen haben. Hättest du damit gerechnet, dass nur rund zehn Prozent unmittelbar von Bedürftigen weitergetragen werden?
Downcycling macht einen großen Teil der Verwertung aus. Es ist sozusagen die „Endstufe“ im Recyclingprozess. Bevor ein Stück verbrannt wird oder auf ewig vor sich hin vegetiert, wird noch ein letztes Mal etwas daraus gemacht. Und wenn wir ehrlich sind: Lieber ein alter Pulli im Dämmmaterial als in der Müllverbrennung oder auf einem Kleidungsberg bspw. in Ghana.
Bei Schwabenpower setzen wir auf langlebige, regionale Mode – und auf kreative Lösungen für alles, was beim Nähen übrig bleibt. Upcycling statt Downcycling. Und bestenfalls kommt es gar nicht so weit, da du deine absoluten Lieblingsstücke auf ewig im Schrank behältst.
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