Hanf: Merkmale und Eigenschaften der Faser in Textilien

 

In unserem Blog haben wir bisher schon viel über verschiedene Textilien, Stoffe und Fasern berichtet. In diesem Beitrag dreht sich alles um die Hanffaser, die in der nachhaltigen Modeindustrie nicht unbegründet sehr beliebt ist. Wir erklären dir, wie Hanf in der Textilindustrie verwendet wird, wie die Hanffaser gewonnen wird und warum sie als „zweite Haut“ gilt.

Was sind Hanffasern?

Hanffasern sind Fasern, die aus dem Stängel der Hanfpflanze gewonnen werden. Diese vielseitig verwendbare und robuste Pflanzenart wird bereits seit Jahrtausenden für ihre Fasern, Samen und Öle kultiviert. Die natürlichen Fasern zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit, Festigkeit und Saugfähigkeit aus. Im Vergleich zu vielen anderen Faserarten sind Hanffasern gröber und erreichen eine beachtliche Länge – perfekt für die Herstellung von hochwertigen Textilien.

Wie wird die Hanffaser gewonnen?

Die Gewinnung von Hanffasern ist ein mehrstufiger Prozess, der sowohl traditionelle als auch moderne Methoden umfasst. Hier ein kurzer Überblick, wie „Faserhanf“, der für die Textilherstellung verwendet wird, gewonnen wird:

  1. Anbau: Hanfpflanzen werden für etwa drei bis vier Monate kultiviert, bis sie erntereif sind.
  2. Rösten: Nach der Ernte werden die Stängel der Hanfpflanzen auf dem Feld ausgelegt und feucht gehalten, um die Pektine natürlich abzubauen, die die Fasern zusammenhalten. Das dauert mehrere Wochen.
  3. Trocknen: Die gerösteten Stängel werden getrocknet, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen.
  4. Brechen und Schälen: Sobald die Stängel trocken sind, werden sie mechanisch bearbeitet. Das Ziel: Die holzige Innenmasse brechen und die langen Fasern freilegen.
  5. Kardieren: Die freigelegten Fasern werden gekämmt, um sie zu glätten und parallel auszurichten, was die weitere Verarbeitung zu Garn erleichtert.

Ein Vorreiter im Hanfanbau in Europa ist Frankreich. Unser Nachbarland baut mit sehr großem Abstand das meiste Hanf an – insgesamt im Jahr 2022 auf fast 20.000 Hektar. Auf Platz zwei folgt Deutschland mit 5.600 Hektar, die Niederlande folgt mit 1.700 Hektar.

Welche Rolle spielt Hanf in der Modeindustrie?

Hanf wird in der Modeindustrie immer wichtiger, besonders im Bereich der nachhaltigen Kleidung. Seine Nutzung in der Textilproduktion ist zwar historisch verwurzelt, erlebt aber in den letzten Jahren eine Renaissance. Denn: Sowohl Verbraucher als auch Hersteller suchen nach umweltfreundlicheren Alternativen zu künstlichen Fasern (siehe dazu auch unser Textilguide).

Hier sind unsere Top-3-Gründe, warum Hanf in der Modeindustrie an Bedeutung gewinnt:

  • Nachhaltigkeit: Hanf benötigt im Vergleich zu Baumwolle auf dem Feld wesentlich weniger Wasser und kommt fast ohne den Einsatz von Pestiziden oder Herbiziden aus. Diese Eigenschaften machen den puren Hanf zu einem ökologisch wertvollen Rohstoff in der Textilherstellung.
  • Vielseitigkeit: Hanfstoffe können von sehr fein bis sehr robust hergestellt werden. Das macht sie perfekt für eine breite Palette von Kleidungsstücken – von feinen Sommerkleidern bis hin zu Jeans und Jacken, die einiges aushalten müssen. Die Garnherstellung ist allerdings sehr aufwändig.
  • Komfort und Haltbarkeit: Textilien aus Hanffasern sind bekannt für ihre Atmungsaktivität, Feuchtigkeitsregulation und Haltbarkeit. Sie werden oft weicher mit jedem Waschen, ohne dabei an Festigkeit zu verlieren.

Aufgrund der natürlichen Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge benötigt die Hanfpflanze beim Anbau kaum Pflanzenschutzmittel, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative zu vielen konventionell angebauten Fasern macht.  

Hanf vs. Bio-Baumwolle: Was ist besser?

Die Entscheidung zwischen Hanf und Bio-Baumwolle ist auf den ersten Blick nicht ganz einfach, da beide Materialien ihre eigenen Vorteile haben – blicken wir in einem kleinen Vergleich auf beide Fasern, die so gerne in Relation gesetzt werden.

Viele Menschen lieben Bio-Baumwolle aufgrund ihrer Weichheit und ihres Komforts bei der Kleidung – das geht uns nicht anders. Die Herstellung relativ wasserintensiv, auch wenn sie weniger Wasser als herkömmlich angebaute Baumwolle verbraucht und ohne die Verwendung von schädlichen Chemikalien auskommt.

Hanf ist bekannt für seine Robustheit und Umweltfreundlichkeit beim Anbau. Er wächst schnell, benötigt im Vergleich zur Bio-Baumwolle weniger Wasser und kommt wie beschrieben fast komplett ohne Pestizide oder Herbizide aus. Zudem ist Nutzhanf vielseitig und kann für die Herstellung von vielem verwendet werden, von feineren Stoffen bis hin zu robusten Textilien. Allerdings "spürt" man das Hanfgarn immer. Es fühlt sich fester und präsenter auf der Haut an als ein Baumwollgarn. Je weicher und angenehmer auf der Haut das Hanfgarn sein soll, um so mehr Chemikalien müssen bei der Garnherstellung eingesetzt werden. Bio zertifiziertes Hanfgarn gibt es in Textilien nicht.

Das heißt: In Bezug auf die Umweltauswirkungen auf dem noch wachsenden Feld hat Hanf die Nase leicht vorn. Für typische Eigenschaften eines Kleidungsstückes hat Bio-Baumwolle wiederum die Nase vorn. Zudem hängt die Wahl als Textilgarn oft noch von der spezifischen Anwendung des Kleidungsstückes ab. Für feinere, weiche Kleidungsstücke ist Bio-Baumwolle die bessere Option, während für strapazierfähige und robuste Produkte Hanf besser passt. 

Wir empfehlen dir dazu auch eine Dokumentation des SWR aus seiner Sendung Marktcheck. In diesen 15 Minuten fragt sich das Dokuteam, ob Hanf die bessere Baumwolle ist:

Fazit: Hanf als zweite Haut

Hanf ist aus unserer Sicht eine Alternative zu herkömmlichen Textilfasern, wenn die Anwendung entsprechend passt und wird aufgrund seiner Bequemlichkeit daher als "zweite Haut" bezeichnet. Auch wenn wir bei Schwabenpower für unsere Lieblingsstücke derzeit keine Hanffasergemische von Baumwolle und Hanf verwenden, verstehen wir zu einem gewissen Teil die steigende Beliebtheit der Hanffaser in der Textilindustrie. Wenn es einmal Bio-Hanfgarn aus Deutschland gibt, wäre es für unsere Lieblingsstücke sicher eine tolle Ergänzung.

Bei uns findest du deshalb eine Auswahl an Kleidungsstücken aus anderen natürlichen Fasern, die umweltbewusst und unter ethischen Bedingungen regional hergestellt werden. Wir laden dich ein, unsere nachhaltig produzierten Lieblingsstücke im Online-Shop oder direkt in unserem Ladengeschäft in Zwiefalten zu entdecken. 


Hinterlassen Sie einen Kommentar

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von Google.